
Death Stranding
„IF YOU WERE A SPY ON A MISSION, YOU WOULD HAVE FAILED. BUT YOU’RE NOT, SO BE PROUD OF THOSE TRACKS, THEY’RE PROOF YOU EXISTED.“ – DIE-HARDMAN
Hideo Kojima‘s neuestes Spiel „Death Stranding“ löste eine Vielzahl von gemischten Reaktionen aus — Manche empfanden es als Meisterwerk, andere als Langweilig. Eins sagen jedoch fast alle: Es hat irgendwie was von einem DHL—Simulator.
Und dieser Vergleich ist gut nachvollziehbar. Norman Reedus rennt durch eine schön dargestellte Einöde, noch und nöcher beladen mit Paketen und dem Ziel, diese an die vorgegebene Adresse zu liefern. Klingt eig ganz simpel, oder?
Falsch.
Denn hinter den fast idyllisch wirkenden Landschaften befindet sich eine düstere, dystopische Geschichte. Nach einem geheimnisvollen Ereignis, dem sogenannten „Death Stranding“ erschienen „Beached Things“, kurz BTs in den USA, die diese stark veränderten. BTs können sogenannte „voidouts“ verursachen, sobald sie einen toten Körper verschlungen haben der der „Necrosis“ angefallen ist. Den Leichnam überzieht eine fäuleartige Struktur die der Schwerkraft trotzt, bis sie das ganze in einer gewaltigen, vernichtenden Explosion endet.

Und so beginnt auch die Geschichte von Norman Reedus, hier bekannt als Sam Porter Bridges. Bei der Auslieferung eines Paketes kommt es zu einer Unterbrechung durch den Zeitregen, welcher die Zeit rapide vorantreibt bei allem was er berührt. Nachdem wir Unterschlupf vor diesem in einer Höhle finden, begegnet uns auch schon der erste BT, welchem wir mit Hilfe einer Frau namens Fragile entgehen können. BTs sind unsichtbare Geisterwesen, die jedoch, abhängig vom eigenen DOOMS—Grad gesehen bzw. erspürt werden können. Sam ist nicht nur DOOMS erkrankt, sondern auch ein sogenannter Wiederkehrer — Wenn er stirbt, hat man die Chance den eigenen Körper im „Beach“ wiederzufinden und zurückzukehren.
All das sind überwältigende Informationen, die einem innerhalb kürzester Zeit mitgeteilt werden. Und ich habe noch nicht einmal von den BBs begonnen.
Death Stranding legt großen Wert darauf, dem Spieler unglaublich viel zu zeigen — und ihn dennoch völlig im Dunkeln darüber zu lassen, was in den USA überhaupt vor sich geht. Die Story erfährt man bei Abschluss der Auslieferungen, die die sogenannten Knot Cities miteinander verbinden — denn nach dem Death Stranding und dem Auftauchen der BTs haben sich die Menschen zurückgezogen in unterirdische Bunker oder verriegelten Städten. Menschen die an DOOMS erkrankt sind werden nicht hereingelassen und müssen sich durchschlagen. Manche entscheiden sich wie Sam Porter Bridges dazu Bote zu werden, andere werden MULES. Diebe, die süchtig danach geworden sind Pakete zu stehlen und zu verwahren. Sie sind eine der häufigsten Gegner auf die man als Bote trifft — und sind mir alle mal lieber als die BTs.
Anfangs kann man sich gegen beides nicht verteidigen, jedoch hilft Sam bei der Entwicklung von Waffen gegen Menschen und BTs. Wichtig hierbei ist, dass diese nicht tödlich ausfallen, denn ein toter Körper kann einen Voidout verursachen und muss bevor das geschieht in eine Verbrennungsanlage geschafft werden. Sollte man aber die Warnungen ignorieren, so bekommt man ein Game Over — Die Voidouts sind also nicht zu unterschätzen.
Neben Waffen kann man allerdings auch im Verlauf der Geschichte Brücken, Straßen und Fahrzeuge bauen — alles um sich gegenseitig zu helfen, denn diese Konstrukte kann man auch sobald man sie freigeschaltet hat von anderen Spielern online nutzen. So kann man Stunden damit verbringen einfach nur Materialien für Baupläne zu besorgen und Likes zu ergattern. Ja richtig, es gibt ein Like—System im Spiel, das sogar Teil der Story ist. Die Begründung hierfür ist ein Mangel an Oxytocin, welcher durch mangelnden Menschenkontakt herbeigeführt wird. Likes sollen hierbei die persönliche Wertschätzung anderer ersetzen und einen Oxytocin—Stoß im Gehirn auslösen. Wer denkt, dass das einsam klingt, der hat recht.

Death Stranding ist ein einsames Spiel, und das wird dem Spieler bei den Lieferungen umso bewusster. Der wenige Menschenkontakt der vorherrscht wird von Sam sofort unterbunden — Denn seit dem „Death Stranding“ ist Körperkontakt eine Nummer eins Aversion vieler Menschen und so auch bei Sam. Kein Wunder also, dass in den USA die Population innerhalb kürzester Zeit geschrumpft ist und in Zukunft wohl auch nicht wieder so schnell wachsen wird.
Es ist schwer Death Stranding in wenigen Worten zu beschreiben, denn die Story, die Charakter und die Welt hinter dem Spiel verdienen es ausgiebig erforscht und erkundet zu werden. Selbst das Spielsystem hat einige Überraschungen für die Spieler bereit, denn nicht immer rennt man durch die Landschaft und liefert. Death Stranding ist für mich ein neuer, frischer Wind der sich bewusst von all den anderen Genren der letzten Jahre entfernt hat. Ob dies gelungen und gut ist, ist jedem seine Entscheidung.
Ich für mich freue mich allerdings auf zukünftige Projekte der Kojima Productions Crew und hoffe dass die Spiele weiterhin so andersartig und besonders bleiben werden.